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Verbunden mit den Kräften der Natur

Wie wird aus dem Garten ein Ort der Harmonie und des Wohlbefindens? Feng Shui und Geomantie verbinden den Menschen in seinem Haus und Garten mit den Kräften der Natur.

Wasser sorgt für vitale Energie und Bewegung im Garten.

Fabrice Müller, dipl. Feng Shui-Berater INFIS*

Sie müssen keine Buddhas aufstellen, keine Klangspiele installieren und auch keinen chinesischen Pavillon bauen, um aus Ihrem Garten einen Feng Shui-Garten zu machen. Ein Garten hat nicht nur dann ein gutes Feng Shui, wenn er im traditionellen chinesischen Stil angelegt und ausgestattet ist. Vielmehr geht es beim Feng Shui-Garten um die Umsetzung der verschiedenen Prinzipien der chinesischen Harmonielehre. Diese sind bei uns genauso gültig und wirksam wie in China oder in einem anderen Land. Denn es geht grundsätzlich nicht darum, irgendwelche Dogmen oder Lebenseinstellungen aus fernen Ländern zu übernehmen, sondern vielmehr um den bewussten Umgang mit der Natur und ihren Elementen. Ähnliche Ansätze wie das Feng Shui pflegt auch die westliche Geomantie, die wie das Feng Shui mit den Kräften der Natur arbeitet. So geht man in der Geomantie zum Beispiel davon aus, dass der Garten dazu dient, den Menschen der Natur und somit auch dem Paradies auf Erden näher zu bringen. „Die Gärten sind zur Nahrung des Herzens gemacht“, besagt eine chinesische Weisheit.

Energiequalitäten eines Grundstücks

Der Garten ist eng mit der Raumqualität des Hauses verbunden. So kann das Feng Shui im Haus oder in der Wohnung noch so gut sein – wenn der Garten sozusagen einer Wüste gleicht, wird auch die Wohnqualität im Haus davon in Mitleidenschaft gezogen. Garten und Haus beeinflussen sich gegenseitig. Hier geht es zum einen um die Energiequalität des Grundstücks an sich: Oftmals suchen sich Menschen Grundstücke und Häuser unbewusst aus, weil sie dort jene Energiequalitäten finden, die sie im Leben benötigen. Manche Grundstücke und Häuser sind von ihrer Vergangenheit geprägt und tragen diese Energiequalität auch heute noch in sich – sofern sie nicht energetisch gereinigt wurden. Jeder Garten hat Plätze und Bereiche, zu denen sich die Menschen besonders hingezogen fühlen. Nicht selten weisen uns auch Pflanzen, in der Sprache des Feng Shui oder der Geomantie auch Zeigerpflanzen genannt, auf solche Plätze hin. Dazu gehören zum Beispiel besonders grosse, üppige Bäume, Misteln, Wacholder, Holunder, Weissdorn, Hasel, Lärche, Immergrün, Eibe, Haselstrauch oder Brennnessel. Die Hexenpflanzen Tollkirsche, Stechapfel und Bilsenkraut mögen ebenfalls kraftvolle und mystische Orte. Je nach Horoskop fühlen sich Menschen mehr zu den Elementen Luft, Wasser, Erde oder Feuer hingezogen. Dies erklärt, warum gewisse Personen unbedingt einen Teich oder Bachlauf im Garten platzieren wollen. Wasser gilt als Speicher der Lebenskraft „Qi“, in der Geomantie auch Äther oder Vitalkraft genannt, und bringt Leben in den Garten.

Geschwungene Wege sorgen für einen sanften Qi-Fluss.

Sanfter Energiefluss

Der Energiefluss Qi sollte ungehinderte Zutrittsmöglichkeiten zum Garten haben und diesen in sanften Schwingungen durchziehen. Keine grösseren Flächen und Bereiche dürfen dabei unberührt bleiben. Auf langen, geraden Wegen beschleunigt sich das Qi. Dies sorgt in der körperlichen Wahrnehmung für Unruhe und Unwohlsein. Je nach der energetischen Konstellation eines Bereichs kann eine solche Qi-Beschleunigung auch noch andere Folgen haben, indem sie negative Energiequalitäten – etwa kosmischer Art – aktiviert. Aus diesem Grund arbeiten Feng Shui-Beraterinnen und -Berater gerne mit geschwungenen Wegen, auf denen das Qi mäandrierend durch den Garten fliessen kann. Wichtig ist zum Beispiel auch, dass Gartentür und Hauseingang nicht auf einer geraden Linie liegen. Sonst würde das Qi nicht im Garten verweilen, sondern durch ihn hindurchrauschen. Auf spitze Kanten, Gegenstände und Pflanzen (Kaktus) sollte in einem Feng Shui-Garten ebenfalls verzichtet werden. Spitze Formen senden sogenannten „Sha Qi“ oder auch giftige Pfeile, die die Aura bzw. das Energiefeld des Menschen stören können.

Die „himmlischen Tiere“

Feng Shui als ganzheitliche Harmonielehre beschäftigt sich mit der Raum- und Gartenqualität auf verschiedenen Ebenen. Manche davon sind komplex und für Laien kaum verständlich. Andere sind leichter nachvollziehbar. So etwa das Prinzip vier sogenannten „himmlischen Tiere“. Diese sind bestimmten Himmelsrichtungen zugeordnet und stehen – einfach gesagt – für räumliche und landschaftliche Gegebenheiten rund um das Haus. So sollte ein Grundstück im rückwärtigen Raum über eine „Schildkröte“, also eine höhere, schützende Struktur verfügen, die Schutz und Geborgenheit bietet – zum Beispiel ein anderes Haus, ein Berg oder ein kleines Wäldchen. Die gegenüberliegende Seite steht im Zeichen des Phönix und sollte möglichst weit weg vom Haus und offen gestaltet sein. Die Drachenseite des Hauses befindet sich auf der linken Seite. Dieser Bereich steht für das Glück und sollte deutlich höher sein als die rechte Seite, die dem Tiger gewidmet ist.

Yin und Yang – das Symbol für die zwei polaren Gegensätze, die alles auf der Erde prägen.

Die fünf Elemente und acht Himmelsrichtungen

Ein weiteres Prinzip aus dem Feng Shui ist das Zusammenspiel der fünf Elemente Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall. Diese Elemente sind bestimmten Himmelsrichtungen zugeordnet, die mit Hilfe des „Ba Gua“ auf die Grundrisszeichnung übertragen werden: Osten und Südosten gehören zum Element Holz, Süden zum Feuer, Südwesten zur Erde, Westen und Nordwesten zum Metall und Norden zum Wasser. Gleichzeitig stehen die acht Himmelsrichtungen für gewisse Lebensbereiche wie auch für Personen, die im Haus wohnen. Mit den Elementen können die jeweiligen Himmelsrichtungen bzw. Themen in Haus und Garten unterstützt werden. Auch Pflanzen lassen sich aufgrund ihrer Farbe, Form, Wuchsrichtung und energetischen Qualität bestimmten Elementen zuordnen. So steht etwa die Sternmagnolie für das Element Metall, der wohlriechende Schneeball für das Feuer oder der Winterjasmin für das Element Wasser. Stets gilt es auch darauf zu achten, dass sich dunklere, verschlossene und hellere, offene Bereiche im Garten abwechseln, um so den gegensätzlichen Yin- und Yang-Qualitäten genügend Raum zu geben. Schlussendlich sollten der Garten wie auch das Haus dem Charakter und den Bedürfnissen der Bewohner entsprechen.

*Fabrice Müller, dipl. Feng Shui-Berater INFIS aus Stein (CH), arbeitet als ganzheitlicher Raumgestalter für Wohn- und Arbeitsräume sowie Gärten nach den Prinzipien von Feng Shui, Geomantie und Farbpsychologie. www.raum-und-sein.ch 

Im Einklang mit den Kräften der Natur

Eine Auseinandersetzung mit den Themen des Lebens